Was bedeutet das für Sie persönlich, gemeinsam mit den Kindern zu der tiergestützten Therapie zu gehen? 

Für mich bedeutet es viel den Kindern diese besondere Form der „Therapie“ fest und regelmäßig in den Schulalltag zu integrieren. Neben dem Vorankommen bei den schulischen Inhalten liegt mir besonders viel an der heilsamen Förderung im Bereich der emotionalen-sozialen Entwicklung der Kinder. Ungefähr die Hälfte der neun Kinder meiner Klasse sind seit ihrer frühen Kindheit stark traumatisiert. Daraus haben sich neben Entwicklungsverzögerungen auch Bindungsstörungen entwickelt. Ein intensiver emotionaler Umgang, das Geben von Halt und Stabilität ist Grundlage im Umgang mit den Kindern. Das Erlernen von gesunden Bindungen zur Umwelt muss erst neu gelernt werden. Im Schulalltag ist man deshalb häufig damit beschäftigt genau zu schauen und zu begleiten, dass keine dominanten, „zu enge“, nicht guttuende Bindungen zeitweise entstehen. Im Umgang mit den Tieren können die Kinder in besonderer Art und Weise lernen Beziehungen mit dem Gegenüber (dem Tier) aufzubauen. Die Spiegelung und Wirkung des eigenen Verhaltens durch die Tiere ist heilsam und zeigt den Kindern ganz ohne Worte was gerade geschieht.

Zudem hat das Tierprojekt eine besondere Bedeutung, da es einen besonderen Raum zum sinnvollen Tätigsein und der Nähe schafft. Auch hier können wir dadurch den Kindern eine Ausgangslage schaffen, die den Kindern eigenverantwortliches Handeln lernt und sie in das Tätigsein Für und Mit den Tieren kommen.

Ein letzter, persönlicher, aber nicht unwichtiger Punkt für mich ist es, den Kindern etwas „Schönes“ zu „schenken“. Allein an der Vorfreude auf den „Bauernhoftag“ und das Staunen in den Augen der Kinder, als sie erfuhren, dass wir jetzt regelmäßig zu den Tieren gehen, haben gezeigt, dass es für die Kinder etwas ganz besonderes ist und wie sehr sie sich darauf freuen. Die Erlebnisse, die sie dort mit den Tieren haben sind einfach schön. Viel zu häufig haben sie schon Bilder in ihren Köpfen von unschönen Erlebnissen und/oder Bilder von Medien. Zu erleben, dass es auch in der realen Welt starke, positive Bilder gibt, dass zeigt uns das „Tierprojekt“ ganz von allein.
 
Was für Tiere konnten die Kinder nun schon besuchen? 

Am ersten „Bauernhoftag“ konnten wir die zwei Eseldamen Bella und Mara kennenlernen. Kurz sahen wir das Pferd Findus.
 
Was konnten Sie beobachten bei dem ersten Besuch bei den Kindern?

Die Kinder waren die Tage vor dem ersten „Bauernhoftag“ sehr aufgeregt. Der bevorstehende Tag war immer wieder Thema in Gesprächen und es wurde sich darauf sehr gefreut. Als es dann soweit war, waren Groß und Klein mit großer Spannung und Vorfreude bereit das Neue zu entdecken. Mit dem Wetter hatten wir es gut getroffen. Es lag Schnee und es versprach ein richtig schöner Wintertag zu werden. Beim Anziehen in der Schule bereits am frühen Morgen wurde jedoch das „Neue und Unbekannte“ doch etwas zu aufregend und die ersten Ängste machten sich bei einzelnen Kindern bemerkbar. Der Fußweg zum Bus und die erste Busfahrt war noch eine kleine Herausforderung.
Als wir freundlich vom Team des Tierprojekts in Lauterbad empfangen wurden, waren die Kinder vor Freude und Aufregung nicht mehr zu halten. Deshalb ging es auch schnell zu den Tieren. An unserem ersten Tag lernten wir die Eseldamen Bella und Mara kennen. Die Regel „Wir rennen nicht bei den Tieren.“ klappte wie von selbst. Plötzlich wurden die Kinder erstaunlich ruhig und es begann ein geschäftiges Treiben beim Säubern des Stalls. Die Kinder arbeiteten friedlich miteinander und gingen ganz behutsam und auch noch mit etwas Respekt mit den Tieren um. Manch ein Kind machte zunächst noch einen großen Bogen um die zwei Eseldamen. Aber vor den Pferde- und Eseläpfeln ekelte sich schnell keiner mehr.

Als es dann ans Putzen der Esel ging wollten alle Kinder die Herausforderung annehmen. Ängste wurden wie selbstverständlich überwunden. Kinder, die sonst überall mit ihren Gedanken sind, waren plötzlich ganz konzentriert am Beobachten, wie ein Huf ausgekratzt wird. Man kann die Situation am besten mit den Worten „Ein friedliches, frohes Treiben“ umschreiben. Mutig und ausdauernd putzten ein Großteil der Kinder die Esel. Und auch die anderen Kindern, die noch etwas zögerlich waren und diesmal auf Abstand blieben beobachteten freudig aus der Ferne das Geschehen.

Dann holten die Kinder das Geschirr für die „Esel-Schlittenfahrt“. Die Kinder konnten es kaum erwarten. Und auch hier zeigte sich, dass die Kinder wie von selbst über sich hinauswuchsen. Die Esel wurden mutig geführt. Es gab keinerlei Streit, wer zuerst und mit wem auf dem Schlitten sitzen darf. Die Tiere und das Geschehen, das Dabeisein erfüllte die Kinder ganz und hielt eine wunderbare Stimmung aufrecht. Probleme und Sorgen schienen in weiter Ferne. Die Sonne schien, als wir mit den zwei Eseldamen durch den Wald auf Schlitten fuhren. Da staunten die Kinder nicht schlecht, wie stark die beiden Esel doch sind.

Am Ende gab es noch ein großes Picknick auf dem Gelände des Tierprojekts mit warmem Tee, Frühstück und Keksen. Der Hunger war, nach so vielen Eindrücken groß. Und dann war leider der Tag viel zu schnell vorbei und wir mussten den Schulbus erreichen.

Insgesamt kann man von einem wunderbaren Tag berichten. Vom Erstaunen, welch Frieden und Freude die Tiere gebracht haben und blickt freudig auf den nächsten „Bauernhoftag“ hin.  
 
Was wünschen Sie sich für die Kinder bei dem Besuch der Tiere?  

Ich wünsche mir, dass es weiterhin solche wunderschönen, ja wundersamen „Bauernhoftage“ gibt. Es war eine ganz besondere, heilsame Stimmung an diesem ersten Tag. So eindrücklich und offensichtlich wohltuend und gesundend haben wir als Klassenteam es uns nicht erträumt. Ich wünsche mir, dass alle Kinder im Umgang mit den Tieren Selbstvertrauen entwickeln und zu sich selber finden. Von der Ruhe, die die Tiere ausstrahlen und das Tätigsein für die Tiere und mit den Tieren wünsche ich mir (so wie nun beim ersten Projekttag geschehen), dass sie sich weiter auf die Kinder überträgt und ihnen hilft zu gesunden.